re:member 2004, Teil I + II
B.Gauss, C.König, A.Schanzer, K.Spitaler; umraum:K.Weckel u. G.Miklenic, M.Kolber, I.Kropf
Vernissagen:
1. Teil: Fr, 30. Januar 2004, um 19 Uhr
Musik: Martin Kolber, Inge Kropf
2. Teil: Do, 19. Februar. 2004, um 19 Uhr
Musik: Martin Kolber
re-member 2004 , Teil I + II
Eine Doppel-Ausstellung beweist den regen Andrang der KünstlerInnenschaft in den Verein. Ein Kunstverein ist auch immer nur so gut wie die neuen Mitglieder. Und so wie letztes Jahr sind die Neuaufnahmen wie ein breiter Querschnitt durch das momentane Kunstschaffen.
Brigitte Gauss
Brigitte Gauss sammelt und ordnet, schlichtet und arrangiert, präpariert und analysiert dabei nahezu alles, was ihr unter die Finger kommt. Fischschuppen und Gräser, Büromaterialien und Blütenblätter, Gemüseschalen und Haare, Papierschnipsel und Lurch. Klebebänder und Schlangenhäute repräsentieren nur ein Ausschnitt ihres Archivs der unbesehenen Alltäglichkeit. Was bei ihr zum schillernden Kaleidoskop gerät, will aber nicht bloß die bizarre Schönheit des Banalen würdigen. Implicit nehmen diese Assemblagen die visuelle Kultur unserer Tage aufs Korn, die trotz ihres Credos für allumfassende Transparenz und Sichtbarkeit vieles unsichtbar macht oder bleiben lässt. (Edith Almhofer).
Martin Kolber
Die Musik Martin Kolber's drückt sich in Improvisation aus. Diese ist die Grundlage seiner Klangsprache, welche den Versuch darstellt verschiedene außermusikalische Ebenen mit tonalen Ebenen zu verflechten und auf diese Art und Weise strukturiert in einen Diskurs zu führen. Dieser kann reich an Emotionen und Triebkräften sein und im Zuhörer bildhafte Assoziationen hervorrufen. Zur Archaisierung seines Klanges und seiner Spielweise bedient er sich Instrumentreduktionen (Derivate) bzw. Instrumenterweiterungen.
Cornelia König
Cornelia Königs Faszination für Glas geht vor allem von seiner Transparenz aus. Besonders dieser Widerspruch - auf der einen Seite eine feste Materie und doch durchsichtig, sodass man sogar in unbedachten Momenten dagegen läuft. Manchmal versucht sie, dieses Material sichtbar zu machen, z.B. durch Sandstrahlen. Auch durch das Schichten von Glas wird das Material sichtbarer. Durch Einschliessen von Darstellungen zwischen den einzelnen Schichten erzeugt sie einen schwebenden Effekt – ähnlich wie bei Wasser oder gefrorenem Eis.
Inge Kropf
Sei es am Akkordeon, auf der Kirchenorgel oder auf der Steirischen: sie schätzt Musik, von der man nicht automatisch weiß, wie sie weitergeht. Das ist reizvoll und spannend. Musik ist Emotion pur – ein Teil ihres Lebens, daher kann Musik nicht immer brav und angepasst sein, denn das wäre eine Lüge. Klangspielereien, Auskosten von Dissonanzen sind auch Bestandteil ihres Unterrichts an der Pfaffstättner Musikschule mit Schülern, die dazu bereit sind und Gefallen daran finden.
Amrei Schanzer
In dem Zyklus „about flowers“ malt die Künstlerin stark vergrößerte Ansichten von Blüten und anderen Pflanzenteilen. Durch die intensive und genaue Beschäftigung mit der jeweiligen Pflanze tritt sie in Kontakt mit deren „Wesen“ und überträgt den Dialog und die dabei gewonnenen Erkenntnisse auf die Leinwand. Wie bei der Einnahme von Blütenessenzen sollen sich die energetischen Schwingungen der Pflanzen auf die Betrachter übertragen und ihre heilsame Wirkung entfalten. Diese großformatigen Blumenbilder sind also in erster Linie über Emotionen erfahrbar, fordern daneben aber auch zu einer genaueren und veränderten Sichtweise der Wirklichkeit auf. In einem älteren Zyklus stellt sie Fragmente von Kommunikation dar. In diesen Bildern transportieren die Schriftzüge nicht mehr die ursprüngliche Information. Sie verweisen vielmehr auf Veränderungsprozesse im öffentlichen Raum. Die Verkürzung der Information auf einzelne Buchstaben überträgt diesen die Funktion von Puzzlesteinen des Gedächtnisses – fragmentarischen Bausteinen der Erinnerung.
Kurt Spitaler
Die Plastiken des Bildhauers und Gironcoli Schülers Kurt Spitaler sind „Näharbeiten“. Aus Holzbrettern, die mit Seilen zusammengenäht sind, schafft er Hüllen, die er wie Außenhäute mit sichtbarem Innenleben im Raum positioniert. Die unkonventionelle Verbindung der Materialien Holz und Seil führt ihn zu einer Formensprache, die von Reduktion und Wiederholung geprägt ist. Die zum Teil sehr großen Objekte wirken gleichermaßen machtvoll wie fragil, behäbig und doch schwerelos. Sie erscheinen wie Raumzeichnungen und fordern durch ihre formalen Wiederholungen, wie Mantras, zur Besinnung auf das Wesentliche ein.
Umraum: Günter Miklenic + Kurt Weckel
Das WAR Projekt: CNN, der von der US Regierung autorisierte Kriegsberichterstatter aus dem Irak wurde vom Zeitpunkt des Kriegsbeginns bis zum 1. April 2003 rund um die Uhr gescannt und auf Band aufgenommen. Mit dem Übergang zum Krieg geringer Intensität wurde auch die Aufnahmezeit auf 8 Stunden pro Tag verkürzt. Zum Jahrestag wird nochmals bis auf einen Nachrichtenzyklus und dies, bis sich etwas Grundlegendes ändert, reduziert. In Metallregalen lagern derzeit ca. 450 Bänder mit einer durchschnittlichen Aufnahmezeit von 8 Stunden. Sie stellen das Basismaterial der "Kriegsskulptur an einem Tag", dabei werden alle Bänder gleichzeitig, über ebensovielen Monitoren, an einem Unort wie es Industriehallen sind, abgespielt. Im Badener Kunstverein werden die Artefakte des WAR Projekts neben einem Videoloop "in the beginning there was..." zu sehen sein.