MESH
Martina Funder, Cornelia König, Peter Kozek, Barbara Szüts, Michael Wegerer
@ Galleri Rostrum, Västergatan 21, 211 21 Malmö /Schweden
http://rostrum.nu/
Eröffnung: Sa, 10.3.2018 um 12 Uhr
Ein Austauschprojekt zwischen Galleri Rostrum / Malmö und dem Kunstverein Baden.
MESH
Um die Freiheit und wie sie sich hinterrücks in eine quasi-freiwillig eingegangene Unfreiheit verwandeln kann, darum ging es im Jahresprogramm 2017 des Kunstvereins Baden. Gefolgt im Jahr 2018 von der Barthes’schen Thematik des Zusammenlebens in Gruppen, das die Freiheit des Individuums einschließt, also um die Dialektik von Distanz und Gemeinsamkeit oder zumindest dem Bewusstsein einer gewissen Gemeinschaft, die als solche gar nicht gelebt zu werden braucht – eine "Gemeinschaft derer, die keine Gemeinschaft haben", wie es Georges Bataille formulierte. Und da sind wir schon wieder ganz nah bei der Frage nach der Freiheit. Roland Barthes untersuchte in seiner namensgebenden Vorlesungsreihe am Collège de France vor 40 Jahren die individuellen "Idiorhythmien" in Gruppen an literarischen Beispielen für unterschiedliche Maßstäbe, darunter Thomas Manns "Zauberberg" für die Mechanismen der Gemeinschaftsbildung von im Mikrokosmos eines Bergsanatoriums auf unbestimmte Zeit vereinten Individuen – mit individuell eigenen Rhythmen, die sich mit gegebenen gemeinsamen Strukturen überlagern. Die wohlige Gemeinschaft außerhalb der Gesellschaft des "Flachlandes" erweist sich freilich am Ende als große Illusion. Wie wir zusammen leben, soviel ist klar, kann immer nur eine Versuchsanordnung sein.
Die fünf Mitglieder des Kunstvereines Baden bei Wien thematisieren die Idiorhythmien des Zusammenlebens in unterschiedlicher Weise. Um Fragen der Solidarität in menschlichen Gesellschaften geht es im Video "Koo-Koo, the Bird Girl" von Peter Kozek (kozek hörlonski). Bezugnehmend auf Gemälde aus dem 16. Jahrhundert im Innsbrucker Schloss Ambras, die Mitglieder einer durch eine Erbkrankheit am ganzen Körper behaarten und damit unwiderruflich zu Schauobjekten und Außenseitern gestempelten Familie zeigen, ließ sich das Künstlerduo im Kunsthistorischen Museum Wien das Haupthaar abrasieren und ins Gesicht, auf Arme und Beine kleben.
Michael Wegerers Cyanotypien nehmen das 1839 entwickelte Verfahren des Eisenblaudrucks wieder auf, eines später in Form von "Blaupausen" in Architekturbüros genutzen fotografischen Edeldruckverfahrens, dessen erste Meisterin die Naturwissenschaftlerin Anna Atkins mit ihren hochästhetischen Pflanzenfotografien wurde – und damit auch die erste Fotografin der Geschichte, der der gebührende Erfolg zu ihrer Zeit freilich versagt blieb. Mit Motiven aus Thomas Morus’ "Utopia" thematisieren Michael Wegerers Cyanotypien Fragen gesellschaftlicher Idealmodelle, aber auch ihrer Schwachpunkte ganz direkt.
Martina Funders Arbeit aus glasierten Tonobjekten mit aufgedruckten Fußabdrücken regt hingegen zu Fragen nach der Bewegung des Individuums im sozialen Kontext an, ebenso wie zu Fragen nach dem Suchen und Finden von Wegen, dem Folgen auf den Spuren anderer, und auch danach, wie sich das Individuum dadurch seiner Umwelt gegenüber positioniert. Das Individuelle behandelt in anderer Form auch Barbara Szüts. Sie friert gestische Zeichnungen zu aufwändig ausgefrästen, frei im Raum hängenden Aluminiumobjekten ein. Was passiert, möchte man hier fragen, wenn Emotion und Spontaneität aus dem Blitzlicht des Moments herausgelöst und das Momentane für die Ewigkeit festgezurrt wird?
Cornelia König schließlich, deren Arbeiten Bild und Schrift, Transparenz, Opazität und Transluzenz in Bezug setzen, bringt mit zwei Glasplatten mit dem ganzfigurigen Bild zweier Personen die unmittelbare Thematik menschlicher Bezüge und Beziehungen ins Spiel. Die Spiegelfarbe, die die Gesichter ersetzt, impliziert gleichzeitig Entfremdung, Allgemeingültigkeit und die Möglichkeit der Identifikation, Textzeilen ergänzen das mehrdeutige Bild. Nicht umsonst assoziiert der Volksmund Glück und Glas als fragil miteinander. Was durchscheint, was Ein- und Durchblicke erlaubt, was das eigene Bild zurückwirft – das bleibt ein komplexes Spiel, das wohl so alt ist wie die Menschheit selbst – und dem schon der Held des "Zauberbergs", Hans Castorp, mit seiner eigenen privaten Ikone ein Denkmal setzte: dem Röntgenbild der Angebeteten.
Iris Meder, Kunsthistorikerin
Biographien:
Martina Funder
1953 born in Vienna
1973 – 1978 Academy of Fine Arts Vienna, master class in painting
1985 Diplom
1981 – 1985 University of Art and Industrial Design in Linz, Austria,
master class in ceramics
1985 Diplom
Member of the Baden Art Association
1996 – 2000 Leader of the Baden Art Association
Member of Kuenstlerhaus Wien
Since 1985 freelanced work in Baden, Austria
Since 1976 Solo exhibitions and participation in group exhibition
(in Austria, in Switzerland, in the USA, in France, in the UK, in Germany, Italy, Hungary, Poland, Serbia, Portugal, Egypt, RK)
2016 publishing of Book: Martina Funder “Die VerTonung der Welt” “The World Composed in Clay, Verlag fuer moderne Kunst ISBN 9783903131651
2005 workshop in Yeoju, RK
1993 prize for ceramic, Salzburg
1992 cultural prize of Baden
1991 cultural prize of Lower Austria
Contact: Martina Funder, Friedrichstrasse 8, A- 2500 Baden
www.martinafunder.at
Cornelia König
1963 * Baden / Austria
Lives and works in Baden / Austria
1981 studied architecture at the Technical University / Vienna; 1983 Kramsach School of Glassmaking / Tyrol; 1987 master’s certificate; 1988 Stuttgart Academy of Arts / Germany; 2008 completed Art and Cultural Management Master Program, University of Music and Performing Arts; Since 2007 Chairperson of Kunstverein (Art Association) Baden / Austria.
Numerous exhibitions domestically and internationally, including "The International Exhibition of Glass Kanazawa 2001 ", JAP; works featured in "Jutta Cuny-Franz Memorial Award 2003", Germany; Reykjavik / ISL; Swansea / UK; Chartres / F; Sydney / AUS; Toronto / CDN; "European Glass Context 2012 ", Bornholm/ DK; Zrenjanin / SRB; Wolfsberg / A; Labin /Croatia; St.Hilaire en Lignières / France
www.corneliakoenig.at, studio@corneliakoenig.at
Peter Kozek
born 1972 in Baden, studied comprehensive media art from 1998 to 2002 at the University of Applied Arts in Vienna. He teaches as an assistant in the department of Transmedia Art since 2006 and works in performance and installation since 1993, since 2003 also in collaboration with Thomas Hörl as kozek hörlonski .
kozek hörlonski have developed exhibitions, installations, performances in public space in Austria and internationally.
As a curator, Peter Kozek has realized exhibitions such as spot on me & sculpture me at Kunstraum Niederösterreich, Vienna, 2014 & 2015 (http://www.kunstraum.net/en/programme/207-performance-evenings-2015), OPEN, at mumok Hofstallungen, Vienna, 2014, and PANik5 – Performance als Augenblick, together with Thomas Hörl at Kunstraum Niederösterreich, Vienna, 2012. He also develops works for the theater, a. o. with Gin Müller: Transkatholische Vögel at BRUT Künstlerhaus, Vienna.
He has also produced several artistic publications, including crisscross oder Langzeitstabilität durch regelmäßige Nullpunkteinstellung, 2013, and I kissed you in the water... , 2008, both with kozek hörlonski, Raumzeitpunkte sind Ereignisse, 2008 in the context of the department of
Barbara Szüts
Born in Bad Bleiberg, Austria on 01.11.1952
1985 -1988 Hamburg
Cologne 1988 -2010,
from 2011 in Vienna
Education
University of Applied Arts, Vienna, master classes of painting by Prof. Carl Unger, 1974-1980
Diploma 1980
Prices
2010 1. Price: Sculpture Competition of the city Friedberg / Augsburg, Germany
1999 1. Price: sculpture competition of the Art and Cultural Association City Attendorn, Germany
2002-2003 Artist in residence: Hotel Chelsea, Cologne
1993 Artist in residence: Network Nomads Biennale Venezia
Solo exhibitions (selection)
2016 Museum Langenzersdorf, sculpture garden, Langenzersdorf
2013 Spaces 2013, Art Space Walker, Klagenfurt
Spaces 2013, Gallery Freihausgasse, Villach
2009 Exhibition of the 1st price / sculpture competition Friedberg / Augsburg
Group exhibitions (selection):
2015 NÖART: "Imaginary realities. Abstraction in sculpture ", Langenzersdorf, Kirchberg am Wagram, Allentsteig, Baden, Ybbsitz, Neulengbach"
Disorder, On the Nature of dynamical systems", Arthur Schnitzler Park, Baden bei Wien
"Hundred Masterpieces", Kunstverein Baden
2015 Sculptures Summer, Gallery Depelmann, Langenhagen, Germany
September Exhibition Gallery Kovacek
2014 Gallery Kovacek & Zetter September Exhibition 2014 Vienna
Worlds, Walker Gallery, Castle Ebenau, Weizelsdorf
the other view - collector and artist, at Museum Essl, Klosterneuburg
Poetry of the material, Gallery Grenz Art, Hollabrunn
2012 annual exhibition, Kleine Gallery, Vienna
Michael Wegerer
Born in 1970. Lives and works as an artist in Vienna.
2008: Completed studies in visual and media art at the University of Applied Art Vienna with
honors. 2009-2011: Master studies in Fine Art Practice at the Royal College of Art in London,
later guest lecturer at the RMIT University, Monash University, Charles Darwin University in
Australia, Manchester University, Shanghai University China and at the Wimbledon College of
Arts in London.
2009: Artist in residence in Melbourne Australia, 2014 Artist in Residence ÖKKV Sweden,
2016 Artist in Residence at Rudolf Steiner School Wien Mauer
Since 2008: Member of the Künstlerhaus in Vienna. And since 2003: Featured in numerous
national and international exhibitions and collections. Awards: Video Award IFKE Linz (2006).
Otto-Prutscher-Fonds Grant (2008), Sheila Sloss Memorial Award. PCM London UK (2011),
Woyty-Wimmer Award, Künstlerhaus Vienna (2013).
Upcoming exhibitions:
2017 "SOLO6", Galerie Zwettl, AT (solo exhibition, new work)
2017 "Bouncing Borders", Bildraum01, Vienna, AT (solo exhibition and book presentation,
Monography)
2017 "Das bessere Leben", Künstlerhaus05,Vienna, AT (group show)
contact:
e-mail: michael.wegerer@network.rca.ac.uk
web-site: www.michaelwegerer.net