Eva Brunner-Szabo
Totenhemd
Vernissage: Fr, 1. Februar 2008, um 19 Uhr
Eröffnung: LAbg. Bürgermeisterin Erika Adensamer
Es spricht: Timm Starl
Eva Brunner-Szabo
Auszug aus einem Gespräch zwischen Eva Brunner-Szabo und Gerda Lampalzer über die Werkkomplex "Erinnerungsräume" geführt am 12.1.2007
G.L. Mich erinnern deine Arbeiten an archetypische Situationen wie die Pubertät, die Entjungferung, die Geburt, die Trennung und am Ende, wenn man alles durchgemacht hat, steht man da mit einem größeren Horizont und man kann einen neuen Anfang wahrnehmen.
E.B. Die Fotografie ist für mich eine Art Katalysator, das war sie immer schon. Sie gibt mir die Möglichkeit, meine Gefühle, die oft nicht verbalisierbar sind, in Bilder zu fassen.
G.L. Du beschreibst eine Gefühlswelt, aber immer im Wechsel zwischen Innen- und Außensicht. So erinnert mich „Fear in Pain“ an eine Verwandlung, etwas durchstoßen, etwas Brutales, auf alle Fälle zeigt die Arbeit einen Übergang von einem Zustand in den anderen. In Kombination mit der Bettszene im „Hotel Orient“ ergeben sich aber für diese Arbeit zwei Sichtweisen für mich, der voyeuristische Blick des Mannes aus „Hotel Orient“ steht im Gegensatz zur Sicht des Innenlebens der Frau in „Fear in Pain“. Durch die Kombination der beiden Arbeiten wird das formal nicht besonders gute Foto „Hotel Orient“ umorientiert auf eine feministische Sicht und bekommt dadurch eine ganz andere Bedeutung. Es ist mehr Hinweis für eine Leseart wie man Verbindungsfäden in den Arbeiten lesen kann.
E.B. Es geht mir auch um die Darstellung von mehreren Sichtweisen. Ein Foto steht für mich nie alleine, es hat immer ein Davor und Danach. Fotografie ist für mich weit mehr als nur die Abbildung eines Motivs, sie ist eine Methode Gemütsfelder zu öffnen, oder auch Erkenntnisse, die ich durch die Fotografie gemacht habe, weiterzugeben – Gefühle, die das Leben bestimmen, wie Trauer, Wut, Liebe, Abschied, Schmerz, Geborgenheit. Ich glaube dadurch, dass ich sie zeige, werden sie übertragbar und bekommen so Symbolkraft auch für andere Menschen.
G.L. Was mich interessiert, ist die Art wie die Fotos entstehen? Dieses Arbeiten in einer doppelten Rolle, Regisseurin und Modell in einem zu sein.
E.B. Dieses Arbeiten in einer Doppelrolle entstand wohl aus meinem inneren Zwiespalt zwischen Intellekt und Gefühl. Die Kamera ist für mich der Intellekt und das Modell das Gefühl. Im Moment der Produktion der Fotografien kann ich beides vereinen. Dadurch bekommt die Arbeit für mich etwas Befreiendes, so kann ich z.B. einem diffusen Gefühl wie Trauer etwas Reales entgegensetzen, nämlich die Inszenierung der Situation für die Kamera.
Das Gefühl wird dadurch auf eine bestimmte Weise besetzt, gestaltet, ausgelebt und bewältigt, ich sehe das für mich wie ein Ritual. Man könnte auch sagen ich inszeniere Rituale für die Kamera.
G.L. Ich möchte es mit kleinen Choreographien vergleichen, wo die Requisiten und der Ort, d.h. die Stimmung ausgewählt wird und dann eine Performance erfolgt, die einerseits kontrolliert ist durch die Vorgaben, aber andererseits durch die Verwendung von Langzeitbelichtung und Stroboskopblitzen extrem offen bleibt.
E.B. Es stimmt, ich kann das Foto nur bedingt kontrollieren. Sobald ich als Akteurin alleine oder mit meinen Modellen im Setting bin, ist alles wieder offen. Wie für Francis Bacon die Leinwand ein Schlachtfeld von Zufall und Aggression war, ist es für mich das Fotoatelier.
EVA BRUNNER-SZABO
geboren in Oberwart. Lebt und arbeitet Wien, NÖ und im Burgenland. Studium der Kommunikationswissenschaften, Promotion 1990. Seit 1991 Mitarbeiterin in der Medienwerkstatt Wien. Seit 1993 freischaffend als Künstlerin tätig. 1993/2001 Redaktion der Video Edition Austria. 2004/06 Kuratorin von INDEX. Seit 1995 gemeinsame Projekte mit Gert Tschögl, seit 2000 unter dem Label memoryPROJECTS (www.memoryprojects.at). Von 1996-2004 Lektorin an der Universität Wien. Seit 2001 Mitglied von FLUSS, seit 2006 Mitglied der IG Bildende Kunst.
Arbeiten im Bereich Fotografie, Installation, Video, Internet, Kunst im öffentlichen Raum.
KURZSTATEMENT ZUR ARBEITSWEISE
Eva Brunner-Szabo arbeitet an einer Archäologie der Bilder, sie verbindet in ihren Arbeiten sehr persönliche Erzählungen und Assoziationen mit found-footage-Bildern der 'Geschichte', die so mit individueller Erfahrung aufgeladen werden. Birgit Flos
PREISE / STIPENDIEN
1992 Projektförderung des Bka-Video für “99 Bilder, 3 Reisen & eine Ende“
1994 Projektförderung des Bka-Video für “Japanische Briefe“
1994 Projektförderung des BM für Erwachsenbildung für “Tagebuch der Republik“ *
1997 Mention beim Prix Michel Jordi de Photographie für “Janusköpfig“
1998 Web-Book-Award für “Museum der Erinnerungen - European version“ *
1998 Projektförderung der Bundeskuratorin für Kunst für “Museum der Erinnerungen“ *
1999 Realisierungspreis der ART PÙBLIC CALAF99 / Spanien für „Museu de Memòries“ *
1999 Preis der VT-DigitalART Gallery "1999 Zwischen den Zeiten 2000" für „War Requiem“
2001 Projektstipendium des Bka-Fotografie für “Found-Projekt“
2002 Spezialpreis für die Kommunikation mit Museen für “Brunnenviertel Fotoalbum“ *
2004 Projektstipendium des Bka- Medienkunst für “Heimat“
2006 Romstipendium des bka
AUSSTELLUNGEN - AUSWAHL
2007
Künstlervereinigung Maerz, Linz, „Museum der Erinnerungen – Konstruktion >1“ *
Primo Piano Photogallery, Napoli, Thanatos, „Totenhemd“
Dichterherbst, grundstein, Wien, „Der Anfang findet am Ende statt“
IG Bildende Kunst, Wien, friend, foes, collaborators, „strangers“
Fotografie braucht ihren Raum, Eisenstadt, „Archeologia“
ZKM Karlsruhe, ART_CLIPS.CH.AT.DE, „Fragmente zur Magie“
Soho In Ottakring, Wien, „Transit-Triest“ *
2006
Palais Porcia, Wien, Global Fusion, „Strangers“
Onufri, National Gallery Tirana, „Tirana map of viewless memories“ *
Sala Comunale, Palazzo Costanzi, Triest / I HIER und DORT (QUA e LA), „Archiv des Meeres“ *
2005
“Wir Frauen haben gesagt: ...“ (permanente Fotoinstallation) Museum für Baukultur Neutal/Bgld NowHere Europe, Collaborative Project 51.Biennale di Venezia “Museu de Memòries“, Katalog *
Basement Wien, Global Fusion – Close up, “Flight – Flug –Flucht“
2004
Lindart Center Tirana; Medienwerkstatt Wien, “Tirana map of viewless memories“ *
Galerie IG Bildende Kunst, Souvenirs from... “Earth of remembrances“, Katalog
Kulturherbst ORF Burgenland, “Error File“
SOHO in Ottakring 2004-05, “Soho Kocht“, Buch *
2003
Fotogalerie Wien, Dokumentation, “Archiv des Meeres“, Katalog *;
Burgenländische Landesgalerie, FEMININ.WEIBLICH, "Suche nach dem Gedächtnis II"
PiCi Gallery Seoul/Korea, „Die Steine der Scham II“, Katalog
VII Bienal Int. FOTONOVIEMBRE, Santa Cruz de Teneriffe “War Requiem“, Katalog
2002
Österreichisches Kulturforum Warschau; Galerie Arsenal Poznan, sasiad[ka]-nachbarn Österreichisches Kulturforum Prag, “Suche nach dem Gedächtnis II“, Katalog
Burgenländische Landesgalerie, “Die Steine der Scham I“
6. Int. Triennale für Fotografie – Backlight, Tampere/Finnland “Family Album“, Katalog
2001
Fotogalerie Wien, SALON DE L’ANIMAL ,“Kunstkabinett“, Katalog
2000
ART PÙBLIC CALAF 99-2000, Calaf (Barcelona); La Capella, Barcelona; Sala AmadÌS, Madrid; Escuela de artes i oficios, Vic/Spanien “Museu de Memòries“, Kataloge *
1998/99/02
“MUSEUM DER ERINNERUNGEN“, Ausstellungen in: IWM, Wien (02); BACKLIGHT - 5. INT. TRIENNALE FÜR FOTOGRAFIE, Tampere/Finnland (99); Multimedia Wettbewerb des Stuttgarter Filmwinter 1999; Schloss Wolkersdorf (99); Literaturhaus Mattersburg (99); Dorfgalerie Neumarkt a.d.Raab (99); LBG im "Leinnerhaus" Eisenstadt (98); OHO-Galerie Oberwart (98); Kuga-Galerie Großwarasdorf (98), Broschüre, Buch *
1997
SAINT-GERVAIS-GENÈVE-IMAGES, Genf, Prix Michel Jordi de Photographie 97 – Auswahlausstellung “Janusköpfig“
Künstlerhaus Dortmund, POSITIONEN ÖSTERREICHISCHER FOTOGRAFIE, “Das Messer III + IV“
1996/97
Venue Hugh Lane Municipal Gallery of Modern Art /Dublin, BLUE LIGHT TILL DAWN (96); Kunstraumgalerie Arcade/Mödling (96); Tiroler Landesmuseum (97); CENTRE D’ART - SANTA MÒNICA, BARCELONA (97), “Japanische Briefe“
1995
Galerie Alter Markt, Halle a.d.Saale, WEITSICHT, “Todesartenzyklus“, Katalog, CD-Rom
1994/95/96/02
“Tagebuch der Republik“ FOTOPLAKATAKTION IM ÖFFENTLICHEN RAUM WIEN, 5 Standorte, Ausstellungen: Arkadengalerie -Rathaus Wien (96); Museum auf Abruf Wien (02), Katalog *
PUBLIKATIONEN- AUSWAHL
Eva Brunner-Szabo/Gert Tschögl: Museum der Erinnerungen, Öst. Kunst- & Kulturverlag, Wien 2006*, (dt/eng)
the [un] common place. art, public space and urban esthetics in europe, Hg: Bartolomeo Pietromarchi, Barcelona 2005 (Museu de Memòries) *, (ital/eng)
Katalog "souvenirs from", Hg: IG Bildende Kunst, Wien 2005
Katalog "Dokumentation " Archiv des Meeres, Hg: Fotogalerie Wien 2004*, (dt)
Katalog "sasiad[ka] - nachbar[in]" Suche nach dem Gedächtnis, Hg: FLUSS, Wolkersdorf 2002, (dt)
Transit Nr.22, Museum der Erinnerungen. Burgenländische Fotogeschichten, Wien 2002, (dt)*
Katalog "Backlight 02 Expositions" Family Album, Tampere 2002, (eng/fin)
Katalog "FOTONOVIEMBRE 2001.VI Bienal Int. de Fotografía de Tenerife" Family Album, Teneriffa 2001, (eng/span)
Katalog "ART PÚBLIC. CALAF 99/00" Museu de Memòries, Barcelona 2001*, (eng/span/catalan)
Katalog "ARTE PÚBLICO. CALAF' 99/00. Proyectos, intervenciones y debates" Museu de Memorias, Madrid 2001*, (eng/span)
Camera Austria, 70/2000 (es gibt keine rassen in der gattung mensch III/2000)
* gemeinsam mit Gert Tschögl
Badener Zeitung0208