Die Neuen

Hubert Hochwarter, Paulus Ramstorfer, Helmut Stadlmann, Hannes Scheucher, Franz Wienerberger

Vernissage: Fr, 31. Jänner 2003, um 19 Uhr
Eröffnung durch: Bgm. Prof. August Breininger
                          Wojtek Szaynowski (Kunsthistoriker)
Finissage: Fr, 28. Februar 2003, um 19 Uhr
Videopräsentation: "Lake Powel" von Hermann Hendrich und Joachim Roedelius

01.02.2003 - 02.03.2003

Das 46 min lange Video stellt eine Gemeinschaftsproduktion von Hermann Hendrich und Hans-Joachim Roedelius dar, wobei Hendrich für Kamera und Schnitt und Roedelius für die Musik als Autor zeichnet. Die Originalaufnahmen (digital Video) konnte Hendrich im April 2002 in Utah, US, im Gebiet des Glen Canyon durchführen. Ein grosser Teil dieses Canyon, der nordöstlich des Grand Canyon liegt und eben auch vom Colorado River durchflossen wird, wird mit Hilfe einer 1963 fertiggestellten riesigen Staumauer zur Stromerzeugung und als Trinkwasserreservoir genützt und der entstandene grosse See trägt den Namen Lake Powell. Die Videoaufnahmen wurden von einem Ausflugsschiff aus und in der Landschaft selbst durchgeführt. Kamerafahrten und Manöver des Schiffes selbst zeigen  stetig wechselnde teilweise bizarre Sandsteinformationen in den Farben rot und gelb unter blauem Himmel. Am Ende der Fahrt wird die Rainbow Bridge erreicht, eine natürliche Felsbrücke über einem Nebenfluss des Colorado River, die seit vorgeschichtlicher Zeit ein Heiligtum der indigenen Bevölkerung, der Navajos, war und ist.
Die Musik von Hans-Joachim Roedelius nimmt die visuellen Herausforderungen auf und verstärkt in subtilster Weise die sinnlichen Eindrücke.
Roedelius und Hendrich sind einander seit Jahrzehnten bekannt und befreundet, diese Arbeit, die am 28.2.2003 zur Uraufführung gelangt, ist ihr erstes gemeinsames Werk.
Hans-Joachim Roedelius wurde 1934 in Berlin geboren und wandte sich nach langen Jahren der „Fremdbestimmung“ mit 30 Jahren der Kunst zu, wobei seine Interessen fast alle Kunstsparten umfassten. Als Musiker und Komponist Autodidakt konnte er eine Anzahl von Künstlergruppierungen wie das artslab Zodiak, Human Being, Kluster, Cluster oder Tempus Transit und andere mehr seit 1968 mitbegründen, die heute weltweit Kultstatus besitzen. Er führte zahlreiche Konzertreisen in Europa, nach Japan und USA durch und hat mehr als 800 registrierte musikalische Werke einschliesslich Lieder, Gedichte, Texte, Theater- und Tanztheaterproduktionen sowie etwa 100 LP/CD Produktionen federführend oder mitzeichnend gestaltet. Roedelius lebt seit 1978 in Baden.
Hermann J. Hendrich wurde 1934 in Wien geboren, hat an der TU-Wien Maschinenbau studiert und hat seit 1959 experimentelle Formen der Literatur, des Theaters, des Films und der Fotografie entwickelt. Seit 1962 hat er eine Anzahl von Kurzfilmen fertiggestellt, die zum Teil auf Österreichischen Filmtagen erstmals vorgeführt wurden. Seit 1999 hat er eine grosse Anzahl von Video-Dokumentationen über Künstler/innen und Architektur erarbeitet. Hendrich hat das Gymnasium in der Biondekgasse (Maturajahrgang 1952) absolviert.
________________________________________

Wir stellen vor : „DIE NEUEN“
Hubert Hochwarter
Der Wechsel  zwischen Gegenständlichkeit oder Abstraktion oder vielmehr  die Gratwanderung zwischen diesen beiden Ausdrucksformen ist in den letzten  Jahrzehnten immer ein Thema für KünstlerInnen gewesen. Auch Hochwarters Bilder lassen sich hier nicht eindeutig zuordnen. Er arbeitet mit verschiedensten „Fundstücken“ wie Objekten, stofflichen Materialien und Schriftfragmenten. Sie sind der Anstoß für die Entstehung eines Werkes, doch gleichzeitig wird auch der malerische Aspekt wichtig, drängt sich in den Vordergrund und verschwindet wieder neben den Eindrücken vielfältigster Art
Paulus Ramstorfer
Gegen den Verfall
…die Umgebung in der wir Leben nicht ununterbrochen unseren Bedürfnissen anzupassen, sie weiterzubauen, ja sie ständig neu zu erfinden, heißt sie dem Verfall preiszugeben. Ein innehalten, ein festhalten an Vergangenem kann diesen Verfallsprozess nicht stoppen. Und es sind erst sehr spät die Bauwerke, das heißt die physische Umgebung die von dieser Zerstörung betroffen ist. Der laufende Veränderungsprozess darf nicht unterbrochen werden, er hat keinen Anfang und kein Ende. Der Plan dieses Veränderungsprozesses lässt sich nicht in Skizzen darstellen, nicht mit Worten beschreiben. Aber so wir offen dafür sind, und das ist Entscheidend, können wir spüren ob die Veränderungen und Anpassungen die wir unternehmen ihren Platz in diesem Plan finden.
Ein Teil dieses Handelns ist Architektur. Oft wird das Ergebnis des architektonischen Bemühens, das Bauen, von einzelnen Personen oder von kleinen Gruppen betrieben. Bauen bedeutet aber immer das Handeln einer Gemeinschaft, das weiterdenken des gemeinsamen Ganzen, ein Handeln gegen den Verfall… (Paulus Ramstorfer, Architekt, lebt und arbeitet in Baden).
Hannes Scheucher
Die Bilderwelt von Hannes Scheucher: der Mensch, das Tier, das Porträt, der Mythos – das sind die Ideenpfeiler in seiner Malerei. Tiere auf Räder, Tiere auf Opferwagen, historische Köpfe als Zitate oder imaginäre Köpfe vermischt oder überlagert mit Symbolen und geometrischen Zeichen, gefügt und geformt zu einem Bilderkosmos und Bilderrätsel in dem die BetrachterInnen inmitten des Vertrauten das Unvermutete und Fremde erblickt.
Helmut Stadlmann
Experimentelle Bilder zwischen Malerei und Grafik, zwischen Grafik und Video.  
Anhand von programmatisch fixierten Elementen, deren Zusammenstellung
variiert werden kann, werden Bedeutungen erkundet.
Bild und Abbild, Flächigkeit und Räumlichkeit (in der Fläche dargestellte
Räumlichkeit gegen tatsächliche Räumlichkeit des Objektes Bild), Kontrolle
und Zufall (Planung und Berechnung gegen Mißlingen), Kalkulation und
Expressivität, Natur und Mimesis (Natur gegen Gestaltung und Künstlichkeit),
Eindeutigkeit und Mehrdeutigkeit, Bedingungen der Wahrnehmung und
Komplexität.
Die Kontrolle von Prozessen und Ereignissen, als auch ihre bildliche
Darstellung, wie es etwa im Umgang von Technologie mit Natur versucht wird,
aber auch immer wieder der Versuch, Zeichen anzueignen und medial
kontrolliertes Einverständnis zu unterlaufen, ist Teil des assoziativen
Feldes, welches in den Arbeiten untersucht wird.
Franz Alexander Wienerberger
„Tape instruments“:
Franz Alexander Wienerberger zeigt in der Ausstellung im Kunstverein Baden einen instrumentalen “Wienerbergerwalzer³:
Musikinstrumente, auf denen noch vor kurzem musiziert wurde, werden nun aus dem traditionellen Zusammenhang genommen und ergänzt mit musikfremden Dingen, die nur scheinbar nicht zusammengehören.  
Die Dingwelt, die sich durch ihre äußere Haut  als endgültig zeigt, wird von Franz Alexander Wienerberger hinterfragt. Scheinbar  Endgültiges wird an der Oberfläche neu bearbeitet. Die ursprüngliche Form bestimmt die neue, überarbeitete Form - wie bei Gitarre, Geige, Zieharmonika, Klarinette und Horn, die noch eindeutig als Dinge des Alltags erkennbar sind, trotzdem sind sie es nicht mehr.
Die Musikinstrumente wirken wie Präparate aus der Gegenwart, das Material des Präparators ist das tape, ein Klebeband aus Papier. Alltagsdinge werden verfremdet, ihr Oberfläche hinterfragt, das Objekt zugleich konserviert und in einen neuen, kritisch humorvollen Zusammenhang gestellt.
Der in Wien lebende Künstler entwickelt die österreichische Musiktradition auf seine Art weiter.