Catherine Ludwig
SEEXKLUSIV?
Catherine Ludwig im Projektraum "Wohnzimmer" des Kunstvereins Baden
Work in Progress
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SEEXKLUSIV?
Was wäre wenn... alle Uferzonen in Österreich frei zugänglich wären? Es gibt Länder, in denen die Uferzonen
von Gewässern für die Bevölkerung weitgehend frei zugänglich bleiben müssen. So ist es im Nachbarland
Deutschland beispielsweise verboten bei stehenden Gewässern ab einer Größe von 1 Hektar in Ufernähe (50
Meter vom Ufer entfernt) zu bauen. Bleibt dieser Wunsch nach einer freien Uferzone in Österreich bloß reine
Utopie?
Anfang September habe ich acht kleine (hauptsächlich künstlich angelegte) Seen in der nahen Umgebung von
Baden mit dem Fahrrad besucht, eigentlich mit dem Vorsatz, die Uferzone der Seen zu umrunden oder
zumindest diese zu erreichen. Meist aber war es nicht einmal möglich, das Gewässer zu sehen – und wenn
doch, konnte ich nur durch die Abzäunungen hinweg ein kleines Fleckchen des Sees erblicken. Nirgends aber,
gab es die Möglichkeit, ans Ufer zu gelangen – dafür habe ich unzählige Schilder mit der Aufschrift ’Betreten
Verboten’ auf den hohen Zäunen hängend, gesehen. Menschen hingegen, habe ich so gut wie keine
angetroffen und die wenigen Autos stammten meist aus Wien oder Ungarn.
Ist man also nicht im Besitz eines Grundstücks mit Seezugang an einem dieser Seen, bleibt einem momentan
nur die Rolle des Zaungastes.
“Die erschwerte öffentliche Nutzbarkeit von Seen-Uferbereichen durch Privatisierung ist ein ebenso
ernstzunehmendes Problem, wie die durch Zweitwohnsitze verursachte Leerstandsproblematik, die in den
beliebten Sommer- und Winterdestinationen zu einem Wechsel aus Geisterstadtambiente und hauptsaisonalen
Massenanstürmen führen. Diese Entwicklungen belasten nicht nur die einheimische Bevölkerung, die
mancherorts unter dem Tourismus mehr leidet, als von ihm wirtschaftlich zu profitieren. Die baulichen und
infrastrukturellen Eingriffe und die Übernutzungen führen vorallem auch zu verfälschten Landschafts- und
entfremdeten Lebensräumen, zu manipulierten oder gar zerstörten Ökosystemen und zu Umweltbelastungen
durch ein erhöhtes oder fahrlässiges Nutzungs-, Müll- und Verkehrsaufkommen.” (DI Stephanie Drlik -
Vermittlung und theoretischen Auseinandersetzung mit Landschaftsarchitektur)
Künstler*innen-Statement
In meiner Arbeit durchleuchte ich verschiedene Zeitepochen, Zeiträume und Freiräume. Dabei stellen sich
unter anderem Fragen nach Freizeit und Kultur im Zusammenhang mit (vermeintlicher) Natur und
öffentlichem Raum. Wie gestaltet sich der oft hochfrequentierte öffentliche Raum? Wer darf ihn nützen und
wofür? Welche Vorstellungen von Natur etablieren sich einerseits und wie formen diese Vorstellungen
andererseits Räume, die für touristische Zwecke erschlossen sind? So gibt es zum einen eine Sehnsucht nach
unberührter Natur, die in Bildern vermarktet, aber zum anderen in der Realität kaum mehr zu finden ist.
Denn im Zeitalter des Anthropozäns ist nahezu bis in den letzten Winkel der Welt alles erschlossen, bestiegen
und ausgebeutet.
Catherine Ludwig ist eine transmediale Künstlerin, das heißt, sie transzendiert traditionelle Schranken zwischen
den einzelnen analogen wie digitalen Medien, sowohl im Prozess ihrer Arbeit als auch im Ergebnis. (Natalie
Lettner)
30.09.2021 Catherine Ludwig, Baden bei Wien