Sie ist der andere Blick
Renate Bertlmann, Linda Christanell, Iris Dostal, Lore Heuermann, Karin Mack, Margot Pilz
Vernissage: So, 23. Juni 2019, um 13 Uhr
Im Gespräch Constanze Ruhm, Videokünstlerin, und Christiana Perschon, Regisseurin
Ausstellungsdauer: 23. Juni 2019 – 30. Juni 2019
Filmscreening am So, 23.6.2019 um 11 Uhr im Cinema Paradiso Baden, Beethovengasse 2a,
anschließend Eröffnung der Ausstellung in der Galerie des Kunstvereins Baden, Beethovengasse 7.
Im Rahmen der Ausstellung und anlässlich des Kinostarts von Sie ist der andere Blick setzt die Filmemacherin und Künstlerin Christiana Perschon die Zusammenarbeit mit den im Film porträtierten Künstlerinnen fort. Renate Bertlmann, Linda Christanell, Lore Heuermann, Karin Mack und Margot Pilz – alle zwischen 1936 und 1943 geboren und in der Frauenbewegung aktiv – prägen die Wiener Kunstszene seit den 1970er-Jahren.
Die Ausstellung folgt dem Montageprinzip des Films. Sie überträgt den generationsübergreifenden filmischen Dialog in den Aus¬stellungsraum, wo die Kunstwerke – im Film durch Licht und Bewegung inszeniert und reanimiert – im Original gezeigt werden. So entsteht ein Austausch über Werke, Materialien, Blicke und Gesten, der den Zeitgeist der zweiten Frauenbewegung und die Energie des Widerstands greifbar werden lässt. In einer malerischen Geste grundiert die Künstlerin Iris Dostal im Prolog des Films Leinwände, die eine Projektionsfläche für Werke und Narrationen einer älteren Künstlerinnengeneration schaffen. In der Ausstel¬lung ist sie mit dem Werk o.T. aus der Serie Praxis ohne Namen (2008/2014/2019) vertreten.
Die (mediale) Selbstbefreiung von tradierten weiblichen Rollenbildern und den vorherrschenden patriarchalen Gesellschaftsstrukturen zeigt sich in den Schwarz-weiß-Fotoserien von Karin Mack Zerstörung einer Illusion (1977) und Margot Pilz Trotz_dem (1983 aus dem Projekt weiße Zelle). Renate Bertlmann lotet in ihrer Diasequenz Zärtliche Berührungen (1976) die Ambivalenzen der Geschlechter mit Selbstauslöser aus: zwei aufgeblasene Präservative, die einander liebkosen und schließlich penetrieren. Mit Bambusfeder, chinesischer Tusche und Pinsel zeichnet Lore Heuermann auf Reispapierrollen o.T. (1980–1990) Bewegungen eines geschlechtslosen, tanzenden Körpers, der zu einer menschlichen Körperkalligrafie abstrahiert wird. In ihrer Filmarbeit Aline Carola (1990) inszeniert Linda Christanell Tanzschuhe aus den 1920er-Jahren: ein kinematografisches Spiel, ein Tanz zwischen Erotik und Erinnerung. Zwei Handkameras, zwei Rollen Doppel-8-Film, vier Kader: In Double 8 (2016) von Christiana Perschon mit Linda Christanell wird das Bedürfnis nach Austausch mit der Geschichte des Films und seinen Macherinnen als ein gleichzeitiges Blicken und Angeblickt-Werden spürbar. Neben den ausgestellten Werken vermittelt die Audio-Installation entrevue (2019) von Christiana Perschon Zusammenhänge von Kunstpraxis, politischem Aktivismus und Privatleben im Werdegang der Künstlerinnen.
Mit Arbeiten von Renate Bertlmann, Linda Christanell, Iris Dostal, Lore Heuermann, Karin Mack, Christiana Perschon und Margot Pilz.
Kuratorin: Christiana Perschon
Christiana Perschon
Geboren 1978 in Baden bei Wien. Künstlerin und Regisseurin. Studium an der Akademie der Bildenden Künste Wien. Sie arbeitete für den ORF, die Österreichische Mediathek sowie als Kuratorin. Ihre Filme gewannen zahlreiche Preise (u. a. Theodor Körner Preis 2018, „Best Austrian Short Film“ bei den VIS Vienna Shorts 2014) und wurden auf internationalen Festivals gezeigt (Internationale Kurzfilmtage Oberhausen, Visions du Réel, Festival International de Cinéma Nyon).
Filme (Auswahl): IM BLAU (2001/11, K), BILDRAND (2012, K), YOU’RE WITHIN I’M WITHOUT (2012, K), INNEN/TAG (2013, K), NOEMA (2014, K), GHOST COPY (2016, K), DOUBLE 8 (2016, K), DAS BIN NICHT ICH, DAS IST EIN BILD VON MIR (2018, K)