„Jubiläumsausstellung“ + Filmprojekt 90/10 Kunstverein Baden
Vernissage: Fr, 18. November 2005
Videoprojekt anlässlich des 90 jährigen Jubiläums des Kunstvereins Baden
Der Begriff „Hobby“, dessen ursprüngliche Bedeutung „kleines Pferdchen“ bzw. dessen Nachbildung ist (vgl. „Steckenpferd“), ist nicht nur generell ein wenig aus der Mode gekommen, innerhalb der Kunst war und ist – so scheint mir zumindest – dieser Begriff immer problematisch, die damit bezeichneten Tätigkeiten schwer definier- und in die Kunst einordenbar bis negativ besetzt. Ein Hobby scheinen nur Angestellte, Beamte etc. zu besitzen, es geht um eine Freizeitbeschäftigung, einen Zeitvertreib, den man als Mensch mit festen Arbeitszeiten ausserhalb dieser ausübt und der somit zumindest in seiner Repräsentation vor allem aber ökonomisch wertloser als der „Beruf“ ist.
Welcher Künstler lässt sich also schon gerne als „Hobbykünstler“ bezeichnen oder sagt von sich, er habe „sein Hobby zum Beruf gemacht“.
In der Folge existiert oftmals auch unter Künstlern die Idee der Künstlerperson als eine von ihrer Kunst vollkommen ausgefüllte, was soviel heißt, dass Künstler per se keine Hobbies haben, keinen haben können und dürfen, denn sonst wären sie als Künstler schwieriger ernst zu nehmen. Dies mag überspitzt formuliert sein, ich denke jedoch, dass Kunstausübung/Kunstpraxis und „Hobby“ schwer vereinbar sind bzw. als schwer vereinbar tradiert und gedacht werden.
In dem Videoprojekt anlässlich des 90 jährigen Jubiläums des Kunstvereins Baden will ich diese problematische Vorstellung verfolgen, indem ich die Mitglieder bitte, etwas über ihre künstlerische Arbeit, etwas über ein möglicherweise praktiziertes Hobby oder ein ehemaliges (als Kind beispielsweise) zu sagen sowie über das Verhältnis dieser beiden Bereiche in seinem Leben als Künstler zu erzählen.
Ein Verein ist nicht nur eine Interessensgemeinschaft sondern kann auch durchaus soziale Qualitäten außerhalb des Interesses der spezifischen Vereinsidee für einzelne Mitglieder besitzen. Somit hat ein Kunstverein zumindest aufgrund seiner Form/Struktur auch Überschneidungen mit einem Verein, dessen Mitglieder beispielsweise einem gemeinsamen Hobby nachgehen. Es gibt Freund- und Feindschaften, Spiele, Nachahmungen, Eifersüchte, Liebschaften etc.
Zurückkommend zu den Kommentaren, die die einzelnen Mitglieder mir zu Kunst und Hobby schriftlich schicken, würde ich diese nun an alle Mitlieder weiter verschicken, ohne jedoch die einzelnen Autoren namentlich zu erwähnen. Jedes Mitlied sollte sich nun ein anderes als sein Kommentar aussuchen und dieses in einem Interview mit mir in seinem Atelier als „sein“ Kommentar, als „seine“ Geschichte kurz vor der Kamera erzählen.
Im Zusammenschnitt entsteht ein Bild aus den Vor- und Einstellungen der einzelnen Künstler, ihrer Position und Sicht sowie dem ausgewählten, angenommenen und erlernten Bild durch das Wiederholen und Interpretieren eines anderen, fremden Textes, dessen Inhalt mit dem eigenen in Beziehung tritt, dabei stark entgegengesetzt aber auch sehr ähnlich sein kann.
Ich sehe dieses Verfahren als eine spielerische und abstrahierte Umsetzung eines Verhaltens, dass wir täglich anwenden, weiter verändern und elaborieren. Wir machen Aussagen über uns (und unsere künstlerische Arbeit), hören welche von anderen, eignen sie uns an, ändern sie ab, wägen sie ab, sprechen uns gegen sie aus und verwenden sie zu einem späteren Zeitpunkt selbst, benutzen sie als Hilfswerkzeuge für etwas, was wir nicht anders ausdrücken können etc.