Brigitte Waldach (D)
sichtung rot – Kammerspiele
Vernissage: Fr, 9. September 2005, um 19 Uhr
Für ihr Projekt sichtung rot , das bisher als Reihe von Zeichnungen als Siebdruckbuch und als Rauminstallation auf Plexiglasscheiben umgesetzt wurde, hat Brigitte Waldach eine Farbbibliothek >gesichtet<, hat Motive isoliert, als Vorlage gewählt und ihr Geheimnis in die Kunst der Zeichnung übertragen.
Bei der Auswahl ihrer Vorlagen geht die Künstlerin einem durch und durch subjektiven Impuls nach. Ganz gleich ob Adams, Arbus oder Atget: Nicht der Fotograf, seine Handschrift oder künstlerische Position wird zitiert, sondern allein das Bild, die Bewegung, der Ausschnitt - der fotografische Moment. Brigitte Waldach schreibt damit eine neue Geschichte. Ganz unsachlich, nicht Wort für Wort, eher springend, unzusammenhängend. Eine recherche surrèaliste. Alles wirbelt sie durcheinander, um diese fiktive, feuerrote Biografie zu spinnen. Eine Geschichte, die immer wieder abbricht und neu beginnen kann.
In sichtung rot zerrt es am Selbst. Da hängen Menschen an ihren Haaren in der Luft, werden an den Beinen auseinander gezogen oder an Fäden spazieren geführt. Manche verschwinden in roten Löchern. Man sieht Körper ohne Köpfe und Blutlachen. Zwei Figuren sind mit einem roten Seil verbunden, genau wie in dem Film Dolls des japanischen Regisseurs Takeshi Kitano. Die Liebe hat sie in Fesseln gelegt.
Wie in Kitanos Film sind auch bei Brigitte Waldach die Menschen aus den fotografischen Vorlagen wie Puppen - wunderliche Wesen, die von einer fremden Macht an Fäden durchs Leben gezogen werden, sich treffen, lieben, wieder auseinander gehen und sterben. Das leben ist ein Puppentheater mit gnadenloser Konsequenz. Ich ist immer ein anderer, heißt eine These von sichtung rot . Die andere ist genauso grausam: Wir bleiben doch immer allein.
Brigitte Waldach: geboren 1966 in Berlin, zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland, u. A. in Österreich 2004 im Landesmuseum OÖ: „Andererseits - die Phantastik"